Di, 02.12.03:
Eintracht Braunschweig - ALEMANNIA 0:5 (0:1)
Struckmann - Sümnich, Backer, Grimm, Jülich - Thomas, Dinzey (71. Arnold), Adrion (71. Küpper), Fuchs (59. Zimmermann) - Rische, Jansen
(Kunze - Wegner, Pientak, Lieberknecht / Reinders)
Straub - Landgraf, Klitzpera, Lanzaat, Ewertz (33. Bediako) - Grlic, Paulus, Pflipsen (64. Michalke; 71. van der Luer), Brinkmann - Meijer, Krontiris
(Memmersheim - Mbwando, Bayock / Berger)

Zuschauer: 18500 (ca. 450 aus Aachen)
Gelb: Jülich, Grimm - Ewertz, Grlic

0:1 Krontiris (30.; Meijer)
0:2 Pflipsen (48.; Meijer, Krontiris)
0:3 Krontiris (55.; Pflipsen, Paulus)
0:4 Krontiris (60.; Pflipsen, Paulus)
0:5 Meijer (65.; Grlic)









Auf ein beschissenes Wochenende folgte der Schock am Montagmittag: drohender Punktabzug wegen der Einnahme verbotener Mittel durch Daniel Gomez. Im schlimmsten Fall würde man am grünen Tisch von Platz 1 auf Platz 9 durchgereicht werden. Zu allem Überfluss stand am Dienstag das Pokalachtelfinale in Braunschweig auf dem Programm - ich kann mich nicht erinnern, schon einmal so lustlos zu einem Auswärtsspiel gefahren zu sein. Da man ohnehin schon restlos bedient war, begab man sich im Gefühl der sicheren Niederlage ins Stadion des klassentieferen Vereins - in Erwartung einer verunsicherten Mannschaft, die es von vor großer Kulisse über sich hinaus wachsenden Gastgebern auf die Mütze bekommt. Dass Stefan Blank ausfiel und auf der linken Abwehrseite von Fabian Ewertz ersetzt wurde, nahm man daher eher schulterzuckend zur Kenntnis. Immerhin gab es kurzfristig grünes Licht für den Einsatz von Karlheinz Pflipsen.
Was kam, war wieder einmal das, was kaum einer erwartet hatte: die Mannschaft gab der Phrase "die Antwort auf dem Platz geben" eine neue Bedeutung. Die Alemannia trat keineswegs verunsichert, sondern mit der breiten Brust eines Tabellenführers auf und war die klar spielbestimmende Mannschaft. Ivica Grlic hatte die erste Tormöglichkeit und schlenzte Ball am langen Pfosten vorbei. Wenig später konterte die Eintracht gefährlich. Jacob Thomas drohte, Fabian Ewertz auf und davon zu laufen, und der wusste sich als letzter Mann nur noch mit einem Rempler zu helfen. Der Schiedsrichter zögerte kurz und zückte zum Glück nur die gelbe Karte. Ewertz wurde wenig später zugunsten von Eddie Bediako ausgewechselt. Emmanuel Krontiris gab aus gut 20 Metern den nächsten gefährlichen Schuss auf das Braunschweiger Tor ab, hätte aber besser steil auf den freistehenden Karlheinz Pflipsen gespielt. Nach einer halben Stunde kam Erik Meijer auf halblinks an den Ball und wurde nicht ernsthaft daran gehindert, den Ball diagonal auf Emmanuel Krontiris zu flanken. Der vollendete volley zum 1:0, wobei auch sein Gegenspieler aus ungeklärten Gründen nur zuschaute. Meijer bereitete mit einem Hackentrick auch die nächste Chance vor. Der von Meijer freigespielte Dennis Brinkmann scheiterte an Torwart Struckmann.
Die Alemannia führte zur Pause verdient mit 1:0 gegen (so meinte man) steigerungsfähige Braunschweiger. Was Braunschweig allerdings in den ersten 20 Minuten nach der Pause ablieferte, war gelinde gesagt einer Regionalliga-Spitzenmannschaft unwürdig. Die Alemannia hingegen war schneller wieder voll auf dem Platz als viele Fans vom Bierholen zurück waren. Wieder war Erik Meijer mit einem Hackentrick der Vorbereiter, und in der Mitte liefen mit Emmanuel Krontiris und Karlheinz Pflipsen gleich zwei Aachener der erschreckend unsortierten Braunschweiger Hintermannschaft davon. Krontiris legte noch einmal quer, und Pflipsen schob den Ball schließlich zum 2:0 ins Tor. Ein Distanzschuss von Sebastian Backer bedeutete das letzte kleine Aufbäumen der Eintracht, bevor alle Dämme brachen. Frank Paulus konnte ungehindert flanken, und Emmanuel Krontiris konnte in der Mitte dermaßen unbedrängt zum 3:0 einköpfen, dass man dachte, der Schiedsrichter hätte die Szene schon abgepfiffen. Die Alemannia hatte sich in einen Rausch gespielt: Karlheinz Pflipsen spielte auf Erik Meijer, und der benutzte zum vollendeten Doppelpass einmal mehr die Hacke. Die Braunschweiger waren trotz dieses allmählich alt wirkenden Trick überfordert mit der Situation. Während zwei Abwehrspieler der Eintracht ins Leere traten, bedankte sich Emmanuel Krontiris mit seinem dritten Treffer zum 4:0. Längst war bei einigen im Gästeblock der Torjubel ungläubigem Kopfschütteln gewichen. Erik Meijer vollendete mit einem Kopfball nach Grlic-Freistoß das Debakel für die Eintracht. Bezeichnend war der erste Eckball der Eintracht nach mehr als 65 Minuten, als der Schütze bei der Ausführung ausrutschte. Die Alemannia schaltete nun einen Gang zurück, aber die bemitleidenswerte Eintracht konnte am Ende auch einige klare Einschusschancen nicht zum Ehrentreffer nutzen.
Die Alemannia hatte bei zugegeben sehr dürftiger Gegenwehr eine beeindruckend souveräne Leistung gezeigt und teilweise brillianten Fußball gezeigt. Vor allem der vor dem Spiel noch fragliche Karlheinz Pflipsen, der dreifache Torschütze Emmanuel Krontiris und der neue Hackentrick-Spezialist Erik Meijer konnten gewaltige Akzente setzen. Während der Stachel der in Gefahr gebrachten Aufstiegsträume immer noch tief sitzt, kann nun von ganz anderem geträumt werden - Finale in Berlin und womöglich noch Qualifikation für den UEFA-Cup. Bei den anderen Ergebnissen und den im Topf verbleibenden Losen scheint das noch nicht einmal so unwahrscheinlich zu sein. Das erste DFB-Pokal-Viertelfinale der Alemannia seit 1970 findet am 3. oder 4. Februar 2004 statt, die Auslosung wird diesen Sonntag im Rahmen der ARD-Sportschau durchgeführt.



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