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Struckmann - Sümnich, Backer, Grimm, Jülich -
Thomas, Dinzey (71. Arnold), Adrion (71. Küpper),
Fuchs (59. Zimmermann) - Rische, Jansen
(Kunze - Wegner, Pientak, Lieberknecht / Reinders) |
Straub - Landgraf, Klitzpera, Lanzaat, Ewertz (33. Bediako) -
Grlic, Paulus, Pflipsen (64. Michalke; 71. van der Luer),
Brinkmann - Meijer, Krontiris
(Memmersheim - Mbwando, Bayock / Berger) |
Auf ein beschissenes Wochenende folgte der Schock am Montagmittag: drohender
Punktabzug wegen der Einnahme verbotener Mittel durch Daniel Gomez. Im
schlimmsten Fall würde man am grünen Tisch von Platz 1 auf Platz 9
durchgereicht werden. Zu allem Überfluss stand am Dienstag das
Pokalachtelfinale in Braunschweig auf dem Programm - ich kann mich nicht
erinnern, schon einmal so lustlos zu einem Auswärtsspiel gefahren zu
sein. Da man ohnehin schon restlos bedient war, begab man sich im Gefühl
der sicheren Niederlage ins Stadion des klassentieferen Vereins - in
Erwartung einer verunsicherten Mannschaft, die es von vor großer Kulisse
über sich hinaus wachsenden Gastgebern auf die Mütze bekommt. Dass
Stefan Blank ausfiel und auf der linken Abwehrseite von Fabian Ewertz ersetzt
wurde, nahm man daher eher schulterzuckend zur Kenntnis. Immerhin gab es
kurzfristig grünes Licht für den Einsatz von Karlheinz Pflipsen.
Was kam, war wieder einmal das, was kaum einer erwartet hatte: die Mannschaft
gab der Phrase "die Antwort auf dem Platz geben" eine neue
Bedeutung. Die Alemannia trat keineswegs verunsichert, sondern mit der
breiten Brust eines Tabellenführers auf und war die klar
spielbestimmende Mannschaft. Ivica Grlic hatte die erste Tormöglichkeit
und schlenzte Ball am langen Pfosten vorbei. Wenig später konterte die
Eintracht gefährlich. Jacob Thomas drohte, Fabian Ewertz auf und davon
zu laufen, und der wusste sich als letzter Mann nur noch mit einem Rempler zu
helfen. Der Schiedsrichter zögerte kurz und zückte zum Glück
nur die gelbe Karte. Ewertz wurde wenig später zugunsten von Eddie
Bediako ausgewechselt. Emmanuel Krontiris gab aus gut 20 Metern den
nächsten gefährlichen Schuss auf das Braunschweiger Tor ab,
hätte aber besser steil auf den freistehenden Karlheinz Pflipsen
gespielt. Nach einer halben Stunde kam Erik Meijer auf halblinks an den Ball
und wurde nicht ernsthaft daran gehindert, den Ball diagonal auf Emmanuel
Krontiris zu flanken. Der vollendete volley zum 1:0, wobei auch sein
Gegenspieler aus ungeklärten Gründen nur zuschaute. Meijer bereitete
mit einem Hackentrick auch die nächste Chance vor. Der von Meijer
freigespielte Dennis Brinkmann scheiterte an Torwart Struckmann.
Die Alemannia führte zur Pause verdient mit 1:0 gegen (so meinte man)
steigerungsfähige Braunschweiger. Was Braunschweig allerdings in den
ersten 20 Minuten nach der Pause ablieferte, war gelinde gesagt einer
Regionalliga-Spitzenmannschaft unwürdig. Die Alemannia hingegen war
schneller wieder voll auf dem Platz als viele Fans vom Bierholen
zurück waren. Wieder war Erik Meijer mit einem Hackentrick der
Vorbereiter, und in der Mitte liefen mit Emmanuel Krontiris und Karlheinz
Pflipsen gleich zwei Aachener der erschreckend unsortierten Braunschweiger
Hintermannschaft davon. Krontiris legte noch einmal quer, und Pflipsen schob
den Ball schließlich zum 2:0 ins Tor. Ein Distanzschuss von Sebastian
Backer bedeutete das letzte kleine Aufbäumen der Eintracht, bevor alle
Dämme brachen. Frank Paulus konnte ungehindert flanken, und Emmanuel
Krontiris konnte in der Mitte dermaßen unbedrängt zum 3:0
einköpfen, dass man dachte, der Schiedsrichter hätte die Szene schon
abgepfiffen. Die Alemannia hatte sich in einen Rausch gespielt: Karlheinz
Pflipsen spielte auf Erik Meijer, und der benutzte zum vollendeten Doppelpass
einmal mehr die Hacke. Die Braunschweiger waren trotz dieses allmählich
alt wirkenden Trick überfordert mit der Situation. Während zwei
Abwehrspieler der Eintracht ins Leere traten, bedankte sich Emmanuel
Krontiris mit seinem dritten Treffer zum 4:0. Längst war bei einigen
im Gästeblock der Torjubel ungläubigem Kopfschütteln gewichen.
Erik Meijer vollendete mit
einem Kopfball nach Grlic-Freistoß das Debakel für die Eintracht.
Bezeichnend war der erste Eckball der Eintracht nach mehr als 65 Minuten, als
der Schütze bei der Ausführung ausrutschte. Die Alemannia
schaltete nun einen Gang zurück, aber die bemitleidenswerte Eintracht
konnte am Ende auch einige klare Einschusschancen nicht zum Ehrentreffer
nutzen.
Die Alemannia hatte bei zugegeben sehr dürftiger Gegenwehr eine
beeindruckend souveräne Leistung gezeigt und teilweise brillianten
Fußball gezeigt. Vor allem der vor dem Spiel noch fragliche Karlheinz
Pflipsen, der dreifache Torschütze Emmanuel Krontiris und der neue
Hackentrick-Spezialist Erik Meijer konnten gewaltige Akzente setzen.
Während der Stachel der in Gefahr gebrachten Aufstiegsträume immer
noch tief sitzt, kann nun von ganz anderem geträumt werden - Finale in
Berlin und womöglich noch Qualifikation für den UEFA-Cup. Bei den
anderen Ergebnissen und den im Topf verbleibenden Losen scheint das noch nicht
einmal so unwahrscheinlich zu sein. Das erste DFB-Pokal-Viertelfinale der
Alemannia seit 1970 findet am 3. oder 4. Februar
2004 statt, die Auslosung wird diesen Sonntag im Rahmen der ARD-Sportschau
durchgeführt.