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Stuckmann - Casper, Herzig, Olajengbesi, Jepsen - Kratz,
Adlung, Burkhardt (75. Szukala), Milchraum (66. Uludag) -
Auer, Gueye (75. Nemeth)
(Hohs - Polenz, Fiel, Özgen / Krüger) |
Sippel - Dick, Amedick, Rodnei, Bugera -
Ilicevic (84. Hornig), Bilek, de Wit (46. Mandjeck),
Sam, Lakic (63. Jendrisek), Nemec
(Robles - Pavlovic, Fuchs, Steinhöfer / Kurz) |
Flutlichtspiel, Schneeboden, der Tabellenführer zu Gast... früher
waren das genau die Voraussetzungen für einen großen
Alemannia-Abend. Leider sind die Zeiten lange vorbei: Der Heimvorteil wurde
verkauft, die Spieler tragen gelbe und blaue Schuhe, die Atmosphäre passt
sich den Temperaturen an, und am Ende kann sogar Kurt Becks Steuergrab in
Aachen gewinnen, was ihnen am alten Tivoli in einem Pflichtspiel nie gelungen
war. Angesichts verschneiter Zufahrtswege und vereister Tribünen
hätte man das Spiel vermutlich auch gar nicht angepfiffen, wenn eine
Absage denn nicht das Fernsehprogramm zwischen Tittenspot und Idiotenquiz
durcheinandergebracht und den in Abwesenheit einer spendablen
Landesregierung klammen Geldbeutel belastet hätte. Die meisten
Freiwilligen dürften ihr Schneeschippen allerdings nach spätestens
90 Minuten bereut haben.
Die Alemannia hatte hinten links einen neuen Dänen aufgeboten, ansonsten
gab es das bekannte Bild einer (trotz zwei Spitzen) eklatant harmlosen
Alemannia. Eine der vielen ungefährlichen Aachener Ecken leitete den
Rückstand ein. Bei Jepsen, der erst wenige Tage mit der Mannschaft
trainiert hatte, stimmte ganz offenbar die Abstimmung mit der
Innenverteidigung nicht, der Ball wurde in die Mitte gespielt, wo der Gegner
aus 18 Metern einfach mal aufs Tor schoss und traf. Unsere Stürmer
hätten sich in derselben Situation erst einmal vom Tor weggedreht und
den Ball entweder vertändelt oder quer gespielt. Zwischen 0:1 und Halbzeit
spielte unsere Mannschaft nicht einmal schlecht nach vorne, trotzdem geriet
die schwuchtelige Frisur des Gästetorwarts kaum ernsthaft in Gefahr.
Adlung scheiterte mit einem Kopfball, Auer reagierte bei zwei Abprallern zu
langsam, der freigespielte Adlung schoss erst gar nicht, und Milchraum setzte
den Nachschuss mit dem schwachen Fuß am Tor vorbei. Schließlich
sah Dick für eine Notbremse nur Gelb.
In der zweiten Halbzeit ging dann gar nichts mehr. Die Gäste standen
sicher, und die Offensivaktionen der Alemannia wirkten immer hilfloser. Am
Ende wurde sogar Szukala als wandelnde Brechstange eingewechselt. Es gab
Zeiten, da zeigten die Spieler in solchen Spielen noch die nötige
Entschlossenheit im gegnerischen Strafraum, und der Ball wurde
zur Not von den Rängen ins Tor geschrien. Auch das ist lange vorbei. Der
Gegner versemmelte einige Konterchancen, bis eine Einladung des indisponierten
Olajengbesi zum 0:2 angenommen wurde. Schließlich ließ der
überforderte Jepsen einen Gegner laufen, den Olajengbesi dann
unnötig zum 0:3 von den Beinen holte.
Es war bereits die vierte Heimniederlage der Alemannia bei nur vier Siegen,
die schlechteste je in der 2. Liga erzielte Bilanz. Es war auch schon das
dritte Heimspiel, das mit drei oder mehr Toren Unterschied verloren wurde.
Was früher alle fünf Jahre vorkam, ist fast schon Normalität.
Bleibt nur zu hoffen, dass diese fürchterliche Saison möglichst bald
und mit möglichst wenigen Negativrekorden zu Ende geht. Am Samstag um 15
Uhr besteht auf dem Tivoli gegen Westfalia Herne die Möglichkeit, ein
weniger deprimierendes Fußballspiel zu sehen.